Islam: Mohammed

Islam: Mohammed
Islam: Mohammed
 
Mit einer Fläche von 3,7 Millionen Quadratkilometern ist Arabien eine Halbinsel, die sich zwischen drei Kontinenten ausdehnt: Asien, Afrika und Europa. Besonders berühmt waren in Südarabien die Reiche der Minäer und der Sabäer, die eine auf dem Bewässerungswesen beruhende Hochkultur entwickelten. Jedoch nicht im Süden, sondern im Norden Altarabiens, der bis dahin keinen Anteil an der Kultur genommen hatte, sollte durch die Geburt einer neuen Weltreligion, des Islam, eine Weltrevolution entfacht werden. Durch den Zerfall des jemenitischen Reiches der Himjariden, das Ende des 6. Jahrhunderts unter persischer Herrschaft dahinvegetierte, und durch den Machtzuwachs des mekkanischen Staates eroberte sich der Hedschas politisch, wirtschaftlich, kulturell und religiös (durch Heiligtümer auf seinem Gebiet, vor allem die Kaaba) eine zentrale Stellung innerhalb Arabiens.
 
In Mekka regierte eine Oligarchie, der Stamm Koraisch, dem der Prophet Mohammed als Mitglied eines weniger einflussreichen Zweiges angehörte. Geboren um 570 verlor er seinen Vater schon kurz vor seiner Geburt und seine Mutter als Sechsjähriger. Von seinem Großvater Abd Al Muttalib und dann von seinem Onkel Abu Talib behütet, wuchs der Knabe heran und soll nach der islamischen Tradition mit seiner Persönlichkeit die Menschen fasziniert haben. Im Jahre 595 heiratete er die reiche Kaufmannswitwe Chadidja, in deren Dienst er getreten war.
 
Im Alter von ungefähr vierzig Jahren folgte er einer religiösen Botschaft, die ihm in der Einsamkeit einer Berghöhle nahe bei Mekka durch den Erzengel Gabriel verkündet worden war und an die seine Frau als erste glaubte. Den Inhalt dieser Botschaft stellt der Koran dar, den Mohammed unter großem Widerstand zunächst den Mekkanern verkündete, bis der Prophet im Jahre 622 unter demDruck seiner Umgebung nach Medina (Hedschra) auswandern musste. Mit diesem Datum beginnt die islamische Zeitrechnung, welche jedoch nach dem Mondrechnungssystem verläuft; damit ist die zunehmende Verringerung des Zeitunterschiedes zur christlichen Zeitrechnung zu erklären.
 
In Medina (»die Stadt«, früher Jathrib genannt) wurde die koranische Botschaft vervollständigt, sodass die Gesamtzahl der Suren (Kapitel) auf 114 anwuchs. Hier wurde Mohammed zum Staatsmann und geistlichen Führer. Als er im Jahre 632 starb, stand ganz Arabien unter seiner Herrschaft, theoretisch auch zum Islam bekehrt. Zum ersten Mal traten die Araber in die Geschichte ein und ihre neue Religion setzte dem Heidentum ein Ende.
 
Die unmittelbaren Nachfolger Mohammeds, orthodoxe Kalifen genannt (632-61), setzten das Werk des Religionsstifters fort und befestigten es, vor allem der zweite Herrscher, Omar (634-44), indem sie Persien, Syrien und Ägypten eroberten. So entstand ein großes, theokratisch geprägtes Reich, in dem der Kalif im Namen Allahs die islamische Gemeinschaft politisch und religiös regierte.
 
Die Lehre des Islam (Ergebung in Gott) wird zunächst durch den Koran (arabisch: Qur'an, Lesung) bestimmt. Er wurde, im Sinne des Islam, dem Propheten in zwei Etappen geoffenbart: zum einen in Mekka die kürzeren am Ende des Heiligen Buches stehenden Teile. Sie beschäftigen sich mit der allgemeinen göttlichen Botschaft und verkünden in einem immer strengeren Ton Heil, Unheil, Belohnung, Strafe usw.; zum anderen in Medina, wo die längeren Suren herabgesandt wurden, die einen anderen Charakter aufweisen: Die Sorge um das Leben in Gesellschaft und Familie, das geregelt werden sollte. So bildet der Koran mit seinen 114 Suren die Grundlage des islamischen Gesetzes. Doch sind nicht alle Lebensbereiche erfasst, sodass sich eine Ergänzung als notwendig erwies, die noch zu Lebzeiten des Propheten entstand und als islamische Tradition bekannt geworden ist.
 
Diese Tradition beinhaltet alle Aussprüche und Taten des Propheten, die seiner Gefährten und Nachfolger. Sie wurden vor allem im Laufe des 8. und 9. Jahrhunderts schriftlich in Traditions-Corpora fixiert und bilden neben dem Koran die Grundlagen des islamischen Gesetzes. Danach bestehen die Pflichten eines Muslims, als »Pfeiler der Religion« bezeichnet, aus einem Glaubensbekenntnis (»Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet.«), das das unverzichtbare Bekenntnis (schahada) zugunsten der Einheit Allahs ausdrückt; ferner aus dem Gebet (salat, fünf Mal am Tag); aus der Almosensteuer (sakat), die eine freiwillige Gabe war und zur Steuer erhoben wurde; aus dem Fasten im Monat Ramadan (saum, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ohne Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr) und aus der Pilgerfahrt nach Mekka (Haddsch, mindestens einmal im Leben).
 
Die Gemeinschaft aller Muslime bildet das Haus des Islam (Dar Al Islam), die der anderen Nichtmuslime das Haus des Krieges (Dar Al Harb), was zum Begriff des Dschihad führte (Anstrengung, auch Kampf für die Sache Allahs, daher auch Heiliger Krieg). Der Dschihad wurde nicht zum Pfeiler im Islam, denn es lebten viele nichtislamische Völker unter seiner Herrschaft, darunter die Leute der Schrift (Juden und Christen), die als »Schutzbefohlene« einen Sonderstatus genossen und bis heute genießen.

Universal-Lexikon. 2012.

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